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Dragqueen Rachel Harder – o’zapft is!
Im Gespräch mit der Dragqueen Rachel Harder
Für alle, die dich noch nicht kennen: Wer ist Rachel Harder?
Eine 2m grosse Dragqueen, die nunmehr seit 4 Jahren viele unterschiedliche queere Events – vor allem in Luzern – produziert. Sie ist Moderatorin, Show-Act, DJ und hat sich zur Mission gemacht Luzern einen bunten und lebhaften Anstrich zu verpassen.
Wann hast du mit Drag gestartet – was gefällt dir daran?
Ich fand opulente Kleider, grosse Schmuckstücke, extravagante Frisuren schon immer spannend. Anders auszusehen als die Masse und mit einem unkonventionellen Erscheinungsbild etwas zu repräsentieren, was nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht, verlangt Mut und Idealismus. Das hatte einen grossen Reiz für mich. Im Grunde steckt dahinter der Wunsch nach Veränderung – ja: eine rebellische Dynamik.
Gab es schon Momente, in denen du daran gedacht hast, Dragqueen Rachel sein zu lassen?
Ja, tatsächlich immer mal wieder. Wenn zum Beispiel eine Veranstaltung nicht gut lief, oder die Zahlen schlecht waren, …. Das ist oft zermürbend, weil die Planung und Umsetzung einer Veranstaltung sehr viel Arbeit bedeuten und natürlich auch jedes Mal viel Herzblut reinfliesst.
Ich habe gelesen, dass du in Bayern aufgewachsen bist. Was hat dich nach Luzern gezogen?
Ich arbeite seit 15 Jahren im kulturellen Bereich. Da herrscht viel Fluktuation. Ich habe mittlerweile 12x die Stadt und das Land gewechselt. Aber ich war noch nie so lange an einem Ort wie Luzern; das soll was heissen 🙂 !
Warst du selbst schon mal auf der Wiesn?
Ich bin auf einem bayerischen Dorf aufgewachsen, also war das Bierzelt quasi mein zweites zuhause. Denn es gab dort weder Clubs noch Bars. Auf dem Oktoberfest in München war ich einmal mit 20 (also vor sehr, sehr langer Zeit : )
Falls ja: Wie hast du die Wiesn erlebt?
Rückblickend fühlt es sich an wie Sodom und Gomorra. Mehr Sexismus, Völlerei und Sinnlosigkeit gibt es wahrscheinlich auf keinem anderen Fest der Welt.
Was ist deine persönliche Haltung zur Wiesn?
Also es scheint eine gewisse Faszination von dieser Veranstaltung auszugehen, sonst würden nicht jedes Jahr so viele Menschen aller Kontinente dort hinreisen und enorme Summen für das Bierzelterlebnis ausgeben. Ich persönlich habe eine ambivalente Haltung dazu.
Am 18. Oktober finden deine ganz eigenen Wiesn bei uns im Südpol statt: „O zapft is – das etwas andere Oktoberfest“. Was dürfen die Besucher*innen konkret erwarten?
Unser Ziel ist es eben diese archaisch anmutende Feierkultur, die auf den veralteten Wertvorstellungen eines bayerischen Ministerpräsidenten basieren, mit viel Glitzer und Humor, aufzupeppen. Wir interpretieren das Fest in Teilen als grosse Schweinerei, was sich als Leitmotiv durch den Abend ziehen wird. Wir nehmen nicht nur Söders Fleischkäse-Fetischismus, sondern auch noch weitere prominente Figuren und deren konservative Verbissenheit auf die Schippe.
Nichtsdestotrotz enthält unsere Südpol-Wiesn alle stereotypen Elemente, die die Veranstaltung ausmachen. Denn es gibt natürlich auch schöne Seiten der Wiesn. Im Grunde ist es ja eine wunderbare Sache, wenn Menschen zusammenkommen, um gemeinsam zu feiern.
Du hast bereits einige Shows und Veranstaltungen im Südpol realisiert.
Was verbindet dich mit dem Südpol? Und warum ist das der richtige Ort für dein Oktoberfest?
Der Südpol ist für mich ein ganz besonderer Ort geworden. Ich werde dort jedes Mal mit offenen Armen empfangen und es ist eine Wonne mit dem Team vor Ort zusammenzuarbeiten. Man merkt, dass jede*r richtig Lust hat, gemeinsam eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen und deshalb ziehen alle an einem Strang. So macht es Spass!
Wie ist die Idee zu deinem Oktoberfest entstanden? Was hat dich dazu inspiriert, ein eigenes „O zapft is“ auf die Beine zu stellen?
Naja die Bierzeltkultur liegt ja wohl oder übel in meiner DNA. Ich habe Dorfkultur und diese Art von Festen lange abgelehnt, nachdem ich in die Stadt gezogen war. Irgendwann habe ich aber den guten Kern an dieser Art von Veranstaltungen erkannt und so kam ich auf die Idee ein Oktoberfest gemäss eigener Wunschvorstellungen zu veranstalten.
Was soll bei deinem Oktoberfest auf keinen Fall fehlen, was auf jeden Fall?
Auf keinen Fall fehlen: Glitzer.
Auf jeden Fall fehlen: Sexuelle Übergriffe.
Was wünschst du dir für diesen Abend?
Eine volle grosse Halle voller strahlender Menschen, die singen, lachen, tanzen und sich wohl fühlen.