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Eyes On: Simon Senn: Be Arielle F.
Der in Genf lebende Bildende Künstler und Videokünstler Simon Senn kauft online eine digitale Replik eines weiblichen Körpers und schlüpft dank Virtual Reality in diesen hinein. Neugierig darauf, wer die reale Frau hinter dem virtuellen Körper ist, macht er sich auf die Suche nach ihr. Auf der Bühne stellt er diese beunruhigende Erfahrung nach.
Nach dem Herunterladen der Replik, einer detaillierten und sichtbar originalgetreuen Wiedergabe, animiert Senn den virtuellen Körper mit Sensoren. Plötzlich ist der Videokünstler «im» Körper einer Frau – zumindest durch seine 3D-Brille. Die Erfahrung ist erdrückend. Wer ist diese Frau? Kann er dieses digitale Gebilde dazu bringen, das zu tun, was er will? Und eröffnet diese virtuelle Form nicht eine neue und angenehme Sinnlichkeit? Es gelingt ihm, die junge Frau zu finden, und er beginnt einen Dialog mit ihr, der bis heute andauert, indem sie gemeinsam diesen dritten digitalen Körper befragen, der zwischen den beiden existiert.
Nur das Original zu befragen, reicht dem Performer nicht. Er sucht den Kontakt zu einer Psychologin, um diesem Fehler im System auf den Grund zu gehen – Und sieht sich plötzlich mit der Wahrnehmungsstörung «Snapchat Dysmorphie» konfrontiert, bei welcher Patient*innen ihrem Online-Image nacheifern. Doch was, wenn das Online-Image nicht ein optimiertes Selbstbild, sondern eine komplett andere Person ist? Simon Senn wendet sich an einen Anwalt, um herauszufinden, was er seinem virtuellen Körper auf legale Weise zumuten kann. Eine abschliessende Antwort erhält er vom Spezialisten nicht, da die Realität den Gesetzen vorauseilt.
In einem theatralischen Vortrag, der zugleich Demonstration und Bekenntnis ist, zeigt Simon Senn auf, wie virtuell und real keine Gegensätze sind und enthüllt das unerwartete Zusammenspiel von Psychologie, Gender, Image, Sinnlichkeit, Technik und Recht.
Simon Senn wurde 1986 geboren und lebt in Genf. Er erwarb den Bachelor of Fine Arts an der Genfer Universität für Kunst und Design und den Masterabschluss am Goldsmiths College in London. Seine Videos und Installationen basieren oft auf der Realität, die aber mit Fiktion vermischt wird. Mit seiner ersten Bühnenperformance «Be Arielle F.» erhielt er 2019 den zweiten Performing Arts Incentive Premio. Die Virtual-Reality-Version des Stücks ist in der Ausstellung «ReGeneration 4» im Lausanner Musée de l’Élysée präsentiert.
Information
Credits
Konzeption/Regie Simon Senn
Performer*innen Simon Senn, Arielle F, ein virtueller Körper
Produktion Compagnie Simon Senn
Übersetzung Mateo Chacon-Pini
Koproduktion Théâtre Vidy-Lausanne – Le Grütli, Centre de production et de diffusion des Arts vivants Théâtre du Loup
Vertrieb/Tournée Théâtre Vidy-Lausanne
Mit Unterstützung von Porosius, Pro Helvetia, Stiftung Ernst Göhner, Migros Kulturprozent, Loterie Romande
Sprache
Französisch und Englisch mit deutschen Übertiteln