SOMMER IM SÜDPOL Alois

„«Schau in den blauen Himmel, dann fühlst du dich besser», riet mir ein Freund, als ich deprimiert war – dieser Ratschlag ging mir nicht mehr aus dem Kopf.“
–Martin Schenker / Sänger

Diese Message steht im Kern des zweiten Albums der Schweizer Synth-Pop-Abenteurer Alois: «Azul» heisst es, benannt nach dem spanischen Wort für «blau». Blau, die Farbe der Melancholie und Sehnsucht, passt denn auch zum Klangbild dieser Platte; warm wirkt es, voller lebensfroher Energien, sanft durchdrungen von einer tief sitzenden Melancholie, ein gesättigter Sommerhimmel mit wohltuenden Blautönen. Das weitläufige Songwriting kombiniert karibische und afrikanische Disco- Musik mit Elementen zeitgenössischer Electronica, 80er-Jahre-Synthwave, Balearic Beat, Dub und einer Prise Trap. Kurz: Hybrid-Pop für die Tanzfläche.

«Der gesamte Schreib- und Produktionsprozess dauerte etwa ein Jahr. Wir richteten uns in unserem Luzerner Studio ein und versuchten, einen Klangdschungel zu schaffen – eine tropische Umgebung voller Synthesizer, Drumcomputer und einer Unmenge an Lo-Fi-Geräten.»
— Martin Schenker / Sänger

Alois haben ihre Wurzeln im Jazz und lieben die Live-Performance. Faktoren, welche «Azul» als eine reine Studioaufnahme ziemlich faszinierend erscheinen lassen: Die ersten Songskizzen glichen nämlich Clubtracks, programmiert und gespeichert auf Sequenzern. Erst nachdem diese Ideen gereift und ausgearbeitet waren, tobte sich die Band darauf aus; Gitarren, Perkussion, Mellotron, zusätzliche Synthesizer und (Vocoder-)Gesang kamen als Overdubs hinzu. Damit war der Schöpfungsprozess aber noch nicht beendet: Sämtliche Songs wurden in der Nachbearbeitung analog der Dub-Ästhetik noch einmal durch Outboard-Gear geleitet und mit weiteren Effekten versehen. Das Endresultat ist fett, pumpig und detailverliebt.

«Unser neues Material ist definitiv Körpermusik. Es soll dich zum Tanzen bringen, handelt aber auch von tiefen Emotionen, vergleichbar mit dem Akt des Tauchens, nur dass man hier in sein eigenes Unbewusstes taucht.»
— Martin Schenker / Sänger

Dieser vertieft wirkende Vibe zeigt sich im Inhalt der Platte: «Azul» ist ein sinniges Album über das Leben, Liebe, Verlust und Heilung geworden – Songs voller existenzieller Gedanken, die sich aber auch flüchtig wie ein Traum anfühlen. Als filmischer Vergleich könnte Luc Bessons Klassiker «Le Grand Bleu» (dt. Titel: «Im Rausch der Tiefe») herangezogen werden, der in der Welt des Freitauchens spielt: Keine sichernden Gerätschaften in der Schwerelosigkeit kommen hier zum Zug, sondern nur ein einziger Atemzug und eine Runde Risiko.